Hier will ich einmal beschreiben, wie diese 5 Stunden – Extremtour abgelaufen ist, welche ich am Samstag den 19.01.2013 hinbekommen habe :
Ich stand um 6 Uhr auf und mein erster Gang führte ins Internet, Wetterdaten der Station Hoherodskopf checken. Genial ! Unter minus 11 Grad C und fetziger Ostwind. Hätte ich kurze Hosen angezogen und mit freiem Oberkörper trainiert, so wäre ich nach 1 bis 2 Stunden wohl durch gewesen. Also lange Hosen angezogen und los ging es. Um 7:30 Uhr war ich oben auf dem Wanderparkplatz am Segelflug – Gelände startklar.
Sicherheitshalber band ich mir eine dicke Jacke um die Hüfte und spazierte dann gemütlich los. Nach wenigen Metern packte mich der messerscharfe Ostwind und ruck zuck zeigte mein Handthermometer minus 11,5 Grad C ! Es pendelte sich dann im Laufe der Stunden bei minus 10 Grad C ein … Der Windchillfaktor wird bei so minus 30 Grad gelegen haben !!
Ich konnte zuschauen, wie in vielleicht einer Viertelstunde mein kompletter Oberkörper feuerrot wurde, dann zusätzlich komplett taub. Kaum eine halbe Stunde später hätte man mich mit einem Messer schneiden können, ich hätte nichts mehr gespürt. Weder den Wind noch Berührungen nahm ich wahr. Anfangs tat es etwas weh, aber das war nach vielleicht einer Dreiviertelstunde vorbei. Bis dahin war auch die Gänsehaut verschwunden. Die zunächst dunkelrote Hautfarbe änderte sich nun in rosa, die Haut war komplett glatt, so wie an einem warmen Frühlingstag.
So wanderte ich denn immer die Landebahn auf und ab, mal den Wind frontal von vorne, mal nur im Rücken ( die Landebahn liegt auf einem Hang in West – Ostrichtung ). Eine Strecke hoch ist ca. einen Kilometer lang, also einmal hoch und runter sind so zwei Kilometer und dauern etwa 20 Minuten. Mit 3 x hoch und runter hatte ich also eine Stunde weg.
Wohl gemerkt, ich ging SPAZIEREN, nicht zügig gehen oder gar joggen !!
Zwischendurch setzte ich mich auch mal so eine halbe Stunde auf eine selbst gebaute Bank, welche ich dort oben hingebracht hatte. Selbstverständlich stellte ich diese Bank mitten in den bitterkalten Ostwind. Den Wind im Rücken ist übrigens leichter auszuhalten wie von vorne.
Nach etwa 2 Stunden fühlte ich mich noch absolut fit und ich wunderte mich, das noch kein Kältezittern eingesetzt hatte. So beschloss ich, JETZT wird bis zum Limit weitergemacht.
Der bitterkalte Ostwind peitschte über die Landebahn und die Kälte drang mir bis in Mark und Bein, aber erstaunlicherweise hatte ich dabei noch warme Hände und auch sonst keine Probleme. Nachdem ich eine Weile auf meiner Bank saß oder nur so im Wind rumstand, fing das automatische Kältezittern an. Begann ich dann wieder mit dem Spazierengehen, verschwand es wieder.
Ging ich gegen den Wind diesen Kilometer hoch, wurde meine Haut sehr hell, eigentlich schon blassrosa. Die Kälte war nicht mehr zu spüren, es fühlte sich irgendwie NEUTRAL an, weder warm noch kalt.
Drehte ich dann um und spazierte mit Rückenwind wieder runter, wurde meine Haut sehr schnell dunkelrot. Anzeichen von Erfrierungen – also Haut, die käseweiß wird – hatte ich erstaunlicherweise gar keine !! Nachdem 5 Stunden rum waren – mein Handthermometer hat auch eine Uhr – fühlte ich mich immer noch fit wie ein Turnschuh ! Ich wollte weiter ausreizen aber nun machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung : Der starke Wind flaute plötzlich ziemlich rasch ab. Und siehe da, auf einmal fing ich doch an zu frieren, was eigentlich verrückt ist. Ich vermute mal, weil durch den abflauenden Wind die Erwärmungsphase meines Körpers begonnen hatte, fing auch das Frieren an. Zudem hatte ich einen unglaublichen Hunger !!
Also beendete ich diese extreme Tour und warte ab, bis es wieder einen so idealen Tag hat. Mein persönliches Ziel ist es, von der Morgendämmerung bis zum Abend SO durchzuhalten, mal sehen, wann ich das schaffe.
Was besonders interessant ist : Nachdem mein Oberkörper erst mal völlig eiskalt und taub war, blieb dieser Status quo einfach für den Rest der Tour erhalten, jedenfalls solange die extreme Kälteeinwirkung durch den Wind gegeben war. Ich vermute mal, der Stoffwechsel und auch der Kreislauf haben sich an die Situation angepasst und kamen damit auch klar. Da durch die langen Hosen auch immer ein Wärmedepot in den Beinen vorhanden war – die erzeugen ja auch beim gemütlichen spazieren Wärme – konnte ich das oben ohne so lange aushalten.
Mit kurzen Hosen gibt es kein Wärmedepot, da kann sich der Körper zwar an die klirrende Kälte anpassen, aber er kühlt unweigerlich langsam aus. Aber durch immer wieder kehrendes Training gelingt mir auch da, die Zeit, welche ich so unbekleidet in der schneidenden Kälte verbringen kann, immer weiter auszudehnen !!
Die Königsdisziplin, also mit freiem Oberkörper UND mit kurzen Hosen bei minus 10 Grad und schneidendem Ostwind, werde ich bei nächster Gelegenheit angehen, mal sehen, wo da dieses Jahr das Limit liegen wird, ob ich also meinen alten Rekord brechen kann …
Frostige Grüße, Euer Mister Alaska alias Rudolf Zentgraf
PS : Ich konnte übrigens die komplette Woche über dort oben trainieren, hatte schon am Freitag beinahe 6 Stunden oben ohne bei Ostwind und minus 8 Grad C geschafft !